Antikoagulation: Was ist zu beachten?

Wenn der Arzt eine Antikoagulation durchführt, setzt er die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Dies kann notwendig werden, wenn sich bei bestimmten Erkrankungen vermehrt Gerinnsel innerhalb der Blutgefäße bilden können. Diese Gerinnsel verstopfen die Blutgefäße und das jenseits des Gerinnsels liegende Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Es kommt zum Infarkt oder Schlaganfall. Dieser Gefahr kann man mit bestimmten Medikamenten vorbeugen.

Was passiert bei der Antikoagulation?

  • Eine wichtige Eigenschaft des Blutes ist, dass es gerinnen kann. Dies ist notwendig, damit Blut bei einer Verletzung nicht ungehindert und unaufhörlich aus einer Wunde austritt.
  • Bei jeder noch so kleinen Verletzung bilden die Blutplättchen und Gerinnungseiweiße im Blut ein Gerinnsel (medizinisch: Thrombus) und verkleben damit die Wunde, sodass kein Blut mehr austreten kann. Die dazu notwendigen Gerinnungseiweiße werden in der Leber gebildet. Der Körper benötigt auch Vitamin K damit die Gerinnung funktioniert.
  • Die Antikoagulation verlängert gezielt die Zeit bis zur Bildung eines Blutgerinnsels. Dies geschieht durch Medikamente, so genannte Gerinnungshemmer. Es gibt verschiedene Wirkmechanismen. So kann beispielsweise die Produktion der Gerinnungseiweiße in der Leber durch Medikamente herabgesetzt werden. Dadurch dauert es erheblich länger, bis sich ein Blutgerinnsel bildet.
  • Je nach vorliegender Grunderkrankung wird der Arzt unterschiedliche Substanzen zur Antikoagulation auswählen.

Wann führt der Arzt eine Antikoagulation durch?

  • Bei einigen Erkrankungen kann die eigentlich lebensnotwendige Gerinnselbildung auch schaden. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich unerwünschte Gerinnsel innerhalb der Blutgefäße bilden und diese verstopfen. Das jenseits des Gerinnsels liegende Körpergewebe wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Schon nach kurzer Zeit stirbt dieses Gewebe dann ab.
  • Ursachen für ein erhöhtes Risiko, dass sich ein Gerinnsel bildet, können sein:
    • Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern
    • ausgeprägte Thromboseneigung
    • manche Operationen
    • künstliche Herzklappen
    • angeborene Gerinnungsstörungen
  • Patienten, die an diesen Störungen leiden, werden vorübergehend oder auch dauerhaft mit Gerinnungshemmern behandelt.

Wie wird eine Antikoagulation durchgeführt?

  • Für eine langfristige Antikoagulation bekommt man Tabletten, die in der Regel den Wirkstoff Phenprocoumon enthalten. Die Dosierung dieses Medikaments muss der Arzt genau und regelmäßig anpassen. Wird die Gerinnung nämlich zu schwach gehemmt, ist der Schutz vor der unerwünschten Gerinnselbildung nicht ausreichend. Wird die Gerinnung zu stark gehemmt, kann es zu Blutungen kommen, die der Körper nicht mehr ausreichend stillen kann. Daher muss der Arzt die Blutgerinnung regelmäßig kontrollieren.
  • Dafür nimmt er Blut ab und lässt die Gerinnungszeit im Labor mithilfe spezieller Reagenzien bestimmen. Das Ergebnis der Gerinnungszeit-Bestimmung wird als Quick-Wert angegeben oder – mittlerweile immer häufiger – als INR-Wert. Je höher der gemessene INR-Wert liegt, desto intensiver wird die Blutgerinnung gehemmt. Abhängig vom Ergebnis dieser Blutuntersuchung verändert der Arzt die Dosierung des Gerinnungshemmers, sodass dieser einen bestimmten Wert nicht über- oder unterschreitet.
  • Diese Blutkontrollen können Patienten auch selbst vornehmen mit einem Testgerät, das ähnlich funktioniert wie ein Blutzuckermessgerät. Allerdings muss der Patient vorher eine spezielle Schulung für den richtigen Umgang erhalten.
  • Neue Substanzen, die einfacher zu steuern sind, stehen sehr bald in Deutschland zur Verfügung. Sie werden als Tablette eingenommen und die häufigen Kontrollen des INR-Wertes sind nicht nötig. Für wen diese Medikamente in Frage kommen muss der Arzt jeweils prüfen.

Was muss der Patient beachten?

  • Wichtig ist es, den vom Arzt verordneten Gerinnungshemmer auch wirklich einzunehmen.
  • Auf keinen Fall sollte man die Dosis eigenmächtig verändern, da dann die Gefahr schwerer Blutungen oder einer Gerinnselbildung besteht. Hat man die Einnahme des Medikamentes vergessen, muss man sie schnellstmöglich nachholen. Allerdings sollte man die Dosis nicht verdoppeln, wenn der Abstand zwischen zwei Tabletteneinnahmen einen Tag oder mehr beträgt. Bei Unklarheiten sollte man immer den behandelnden Arzt fragen.
  • Auch darf man nicht eigenmächtig weitere Medikamente einnehmen. Viele Arzneimittel beeinflussen die Wirkung eines Gerinnungshemmers. Hierzu zählen auch zahlreiche Medikamente, die frei verkäuflich – also ohne Rezept – in der Apotheke erworben werden können. Dies sind oft Schmerzmittel mit ASS (Acetylsalicylsäure). Aber auch andere Medikamente können gravierenden Einfluss auf die Antikoagulationstherapie haben. Daher gilt: Zur Medikamenteneinnahme sollte man immer den behandelnden Arzt fragen.
  • Neben Medikamenten beeinflussen auch Vitamin-K-reiche Nahrungsmittel (z. B. Kohl, Brokkoli, Spinat) die Gerinnung. Diese Nahrungsmittel können weiter verzehrt werden, aber in einem normalen Maß.
  • Wer Gerinnungshemmer einnimmt, erhält einen Behandlungsausweis, in den die Dosierung des Gerinnungshemmers eingetragen wird sowie der INR-Wert der letzten Gerinnungszeit-Kontrolle. Diesen Ausweis sollte der Patient immer bei sich tragen. Daneben sollte auch jeder andere Arzt über die Einnahme des Gerinnungshemmers informiert werden. Bestimmte Therapien, beispielsweise eine Injektion oder eine Zahnbehandlung, können verstärkte Blutungen hervorrufen. Darauf muss der Arzt bereits im Vorfeld der Behandlung achten. Bei bestimmten planbaren Therapien, kann er den Gerinnungshemmer unter Umständen auch vorübergehend absetzen.
  • Auch bei Verletzungen besteht eine verstärkte Blutungsneigung. Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, bekommen meist schneller blaue Flecken und bluten länger und stärker bereits bei kleinen Verletzungen. Dies sollte man wissen und kleinere Wunden entsprechend kühlen, mit einem Druckverband versorgen und das verletzte Körperteil wenn möglich hoch lagern. Bei größeren Wunden sollte man einen Arzt aufsuchen. Treten Blutungen ohne äußere Verletzung auf, beispielsweise aus Nase oder Mund, ist der Urin rot oder der Stuhl schwarz verfärbt, muss man umgehend zum Arzt oder in das nächste Krankenhaus.

Bei der Einnahme eines Gerinnungshemmers ist zu beachten:

  • Nehmen Sie den verordneten Gerinnungshemmer regelmäßig ein und verändern Sie nicht eigenmächtig die Dosierung.
  • Gehen Sie regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen Ihres Arztes.
  • Tragen Sie Ihren Behandlungsausweis bei sich und informieren Sie alle behandelnden Ärzte über die Einnahme eines Gerinnungshemmers.
  • Nehmen Sie grundsätzlich keine Medikamente (auch keine Schmerzmittel) ein, ohne vorher mit dem Arzt Rücksprache gehalten zu haben.

Treten Blutungen ohne äußere Verletzung auf, suchen Sie umgehend einen Arzt auf.